Papen

Papen
Papen,
 
Franz von, Politiker, * Werl 29. 10. 1879, ✝ Obersasbach (heute zu Sasbach, Ortenaukreis) 2. 5. 1969; Offizier, 1918 Stabschef der türkischen 4. Armee in Palästina; 1920-28 und 1930-32 Mitglied des Landtags von Preußen (rechter Flügel des Zentrums; Austritt am 31. 5. 1932). Er stand in engen Beziehungen zur rheinisch-westfälischen Großindustrie und zu den alten, konservativen Führungsschichten Preußens.
 
Auf Betreiben des Generals K. von Schleicher ernannte Reichspräsident P. von Hindenburg am 1. 6. 1932 Papen zum Reichskanzler einer Regierung der »nationalen Konzentration«. Gestützt auf das Notverordnungsrecht des Reichspräsidenten, regierten Papen und sein »Kabinett der Barone« weitgehend unabhängig vom Reichstag, der ihm am 12. 9. das Misstrauen aussprach. Es hob das von der Regierung Brüning verfügte Verbot der SA auf (16. 6.). Am 20. 7. beseitigte Papen in einem staatsstreichartigen Akt die preußische Regierung unter O. Braun (SPD) und übernahm als Reichskommissar die Macht in Preußen (»Preußenschlag«). Nachdem ihm weder nach der Reichstagswahl vom 31. 7. noch nach der vom 6. 11. 1932 die Bildung einer von der Parlamentsmehrheit getragenen Regierung möglich war und der Reichspräsident ihm keine diktatorischen Vollmachten eingeräumt hatte, trat Papen am 3. 12. 1932 zurück. Auf der Konferenz von Lausanne (16. 6.-9. 7. 1932) konnte er das Ende der deutschen Reparationsleistungen durchsetzen.
 
Nachdem er schon ab 6. 11. 1932 eine doppelbödige Politik betrieben hatte, trug Papen nach dem Sondierungstreffen vom 4. 1. 1933 maßgeblich zum Sturz seines Amtsnachfolgers K. von Schleicher bei und ebnete A. Hitler den Weg zur Macht, in dessen Regierung er am 30. 1. 1933 als Vizekanzler und Reichskommissar für Preußen eintrat. Nachdem sein Versuch, Hitler in der Regierungsverantwortung zu »zähmen«, gescheitert war, trat er am 30. 7. 1933 zurück. In seiner »Marburger Rede« (17. 6. 1934 Verfasser: E. J. Jung) hatte er versucht, sich vom nationalsozialistischen Totalitätsanspruch abzusetzen. Als Gesandter (1934-36) und Botschafter (1936-38) in Wien schirmte er diplomatisch Hitlers Politik gegenüber Österreich ab. 1939-44 war er Botschafter in Ankara. 1946 wurde er im Nürnberger Prozess freigesprochen, jedoch im Spruchkammerverfahren 1947 zu acht Jahren Arbeitslager verurteilt (1949 entlassen).
 
Schrift: Der Wahrheit eine Gasse (1952).
 
 
J. A. Bach: F. v. P. in der Weimarer Republik (1977);
 
Akten der Reichskanzlei. Das Kabinett von P. 1. Juni-3. Dezember 1932, hg. v. K. D. Erdmann, bearb. v. K.-H. Minuth, 2 Bde. (1989);
 J. Petzold: F. v. P. Ein dt. Verhängnis (1995).

Universal-Lexikon. 2012.

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